Mit Stolz gefüllter Brust erzähle ich gerade immer häufiger meinen Mitmenschen, dass mein großer Sohn mit seinen sechs Jahren gerade einen wunderbaren Humor entwickelt. Meine ganze Familie ist sehr humorvoll. Wir lachen gerne. Und ich bin tatsächlich sehr darüber erfreut, dass unser Erstgeborener nun so grandiose humorvolle Einlagen liefert. Ironie, schwarzer und trockener Humor gehören bereits zu seinem Repertoire. Er entwickelt sich also prächtig. Was interessieren mich da die kinderärztlichen und pädagogischen Einschätzungen? Humor ist für das Leben wesentlich wichtiger als die korrekte Stifthaltung. Davon bin ich überzeugt.
So fuhren wir am Wochenende gemeinsam als Familie Rad. Am Eingang zu einem Park wurde es etwas enger und vor uns ging ein Pärchen mit einem sehr kleinen Hund spazieren. Mit so einer Art Mini-Hund, die jeder Katze in Kraft und Größe unterlegen ist und die schnell verloren geht, wenn man sie nicht an der überdimensional groß erscheinenden Leine hält. Ich rief meinem Sohn, der vor mir fuhr zu, dass er aufpassen solle. Nicht, dass er den kleinen Hund überfahre. Natürlich waren wir mittlerweile in Hörweite der Mini-Hunde-Besitzer angekommen. Da antworte mein Sohn deutlich, laut und weit hörbar: „Warum eigentlich nicht? Der gäbe eine gute Suppe.“ Trocken, nüchtern, schwarz. Ich wäre vor Lachen fast vom Rad gefallen, während ich einen bitterbösen Blick der Hundebesitzer erntete, die den Humor meines Sohnes nicht annähernd so zu schätzen wussten wie ich. Natürlich musste ich diese humorvolle Einlage mit meiner Familie teilen, sie auf Facebook posten und am Abend alle Freundinnen anrufen. Na ja, ganz so war es nicht, aber ich erzählte die Situation doch sehr gerne und mit vollem Mutterstolz.
Doch dann kam ein anderer Tag. Ein anderer Humor. Nein, eigentlich der gleiche Humor. Aber er richtete sich gegen die Falsche. Meine Söhne standen gerade an ihren bereits halb geplünderten Osternestern und naschten ihre Habseligkeiten, als ich vorbeikam und sah, dass Sie die bunten Stanniolpapiere nach deren Plünderung wieder in Ihre Nester zurücklegten. Mit mahnenden Worten teilte ich mit, dass sie ihren Müll gefälligst entsorgen und nicht in die Nestchen zurücklegen sollten. Ansonsten müsse ich die Nester verstecken. Oder ich würde die Schokolade und Hasengummibären an mich nehmen und sie selber essen. Blitzschnell, ohne lange nachzudenken war er wieder da: der Humor meines Sechsjährigen. Wie gewohnt. Trocken. Schwarz. Er sah mich von oben bis unten an und sagte: „Du siehst so aus, als hättest du das schon öfter getan.“ Autsch. Volltreffer. War das diese Art Humor, die ich an meinem Sohn so liebte? Von der ich stolz Freundinnen am Telefon erzählte und sie in der WhatsApp-Familiengruppe teilte? Ja, es war genau diese Art. Und so entschied ich mich trotz des Schusses gegen mich für ein herzhaftes Lachen und gegen gekränkte Eitelkeit. Mein Mann, der hinter mir stand, konnte sich ohnehin längst nicht mehr halten und bekam einen Lachanfall allererster Güte. Mit Lachtränen und allem was dazu gehört. Um mir hinterher zu versichern, dass ich wunderschön sei, während er hinter meinem Rücken mit meinem Sohn einen Handclap vollführte.
Ja, ich liebe den Humor meines Sohnes. In diesem Fall verzichtete ich trotzdem auf das fröhliche Weitererzählen im Bekanntenkreis und genoss seine Schlagfertigkeit in aller Stille für mich. Und plante für den nächsten Tag eine Extra-Sporteinheit.
Köstlich🤣
Dies sind die neuesten Sprüche, Zitate, Lebensweisheiten oder Witze (Kategorie - Lustige Sprüche, Sprüche zum Nachdenken):
De Sus meint
24. April 2020 um 20:56 Uhr
Weiter so, habe mich köstlich amüsiert.
Und da wo Kinder Kinder sein dürfen, ist immer genug Sonne ☀ 😍 🤩 😎 im Herzen.