Dein Bauchgefühl ist ein verdammt kluger Kopf.

Ein Wanderer steht im Wald an einer Weggabelung. Bauch und Kopf führen einen inneren Dialog darüber, welcher Weg der bessere sei:

Kopf: Welchen Weg soll ich nehmen?

Bauch: Den linken. Der sieht schöner aus.

Kopf: Quatsch. Danach kann ich das nicht entscheiden. Es steht gar kein Wegweiser am Rand. Ich schaue mal in die Wanderkarte.

Bauch: Sieh doch mal hin. Da wachsen ganz tolle Blumen am Rand.

Kopf: Ja, ja. Von mir aus. Aber ich muss jetzt erst mal in der Karte den richtigen Weg finden.

Bauch: Komm, wir nehmen den linken. Der riecht nach Abenteuer und Schönheit.

Kopf: Das nützt uns aber nichts, wenn wir dann länger brauchen, bis wir am Ziel sind. Wir wollen doch ankommen.

Bauch: Aber es ist doch egal wann wir ankommen. Wir haben doch Zeit.

Kopf: Und wenn der linke Weg ein riesiger Umweg ist? Wenn er gefährlich ist? Vielleicht führt er durch die Schlucht oder dort leben wilde Tiere. Vielleicht ist er nicht richtig befestigt. Ich will mir sicher sein.

Bauch: Aber der rechte Weg sieht nicht so schön aus. Er ist geteert und führt weg vom Wald.

Kopf: Dann sind wir bestimmt schneller am Ziel. Es ist ein befestigter, offizieller Weg. Ich habe jetzt nachgesehen. Er ist in der Karte eingezeichnet und sicher. Wir gehen ihn.

Bauch: Ich will aber den linken gehen. Der sieht so schön aus und ich glaube auf ihm werden wir eine schöne Zeit erleben.

Variante A – Der Kopf setzt sich durch
Der Kopf gewinnt den inneren Dialog und der rechte Weg wird gewählt. Es ist ein normaler, schöner Wanderweg, der schnell aus dem Wald heraus zum Zielort führt. Dort kehrt der Wanderer ein und genießt ein Stück leckeren Kuchen.

Variante B – Der Bauch setzt sich durch
Der linke Wanderweg führt den Berg hinauf. Sehr seltene Blumen zieren den Wegrand. Es ist ganz still und unberührte Natur ist zu fühlen. Der Weg führt an der Schlucht entlang. Der Ausblick auf den Ort ist gigantisch. Die Wanderung dauert lange, ist beschwerlich, aber wird durch viele schöne Momente belohnt. Bevor der Zielort erreicht wird, trifft der Fußgänger auf eine kleine Hütte, vor der ein anderer Wanderer sitzt. Die beiden kommen ins Gespräch und setzen ihren Weg gemeinsam fort. Sie laufen gemeinsam zum Zielort und verstehen sich dabei sehr gut. Sie gehen am Ziel gemeinsam Abendessen und werden Freunde.

Warum unser Bauchgefühl oft unterschätzt wird

Was wir mit Bauchgefühl beschreiben ist eine innere Stimme, die uns ihre Gefühle mitteilt. Unabhängig von objektiven Faktoren, Sachlagen, Statistiken oder Wanderkarten sagt uns diese was sie fühlt, glaubt und empfindet. Sie ist intuitiv und spontan, denkt nicht über Folgen nach und spielt nicht auf Sicherheit. Vor allem wir Deutschen sind aber oft so erzogen, dass wir unsere Entscheidungen sehr genau überdenken: Welche Konsequenzen hat welches Verhalten? Wie können wir möglichst wenig Risiko eingehen? Was könnte alles passieren und wie könnte man sich absichern?

Recherchieren, nachfragen, versichern, kalkulieren, durchdenken, planen, sichergehen. Diese Handlungen stehen für uns viel zu oft im Mittelpunkt. Einen Menschen, der oft nach dem Bauch entscheidet, der in den Tag hineinlebt, der viel Spontanität zeigt und auch mal den Kopf zur Seite stellt, bezeichnen wir als Lebenskünstler, als Sonderling oder als verrückt. Doch insgeheim bewundern wir ihn doch oft: Den Menschen, der frei und offen Entscheidungen auf Grundlage seiner Gefühle trifft. In anderen Ländern der Welt gibt es viel mehr davon. Italiener, Spanier, Kolumbianer oder auch Brasilianer entscheiden viel öfter nach ihrem Bauchgefühl und leben damit viel intensiver als wir. Die Sonne scheint? Dann bleibt die Bügelwäsche stehen und ab in den Garten und den Tag genießen. Sei der kleine Italiener in Deutschland und höre mehr auf deinen klugen Bauch!

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