Schöner Spruch und sicherlich nicht ganz unwahr. Doch wie ist das mit den TV-Serien, kann man davon wirklich süchtig werden?
Es dürfte für die meisten ein altbekanntes Phänomen sein: Man schaltet Fernseher oder Computer an, um sich mit einer Serie abzulenken. Eine Folge ist dabei der Vorsatz, dann geht man zu Bett oder widmet sich wieder den Aufgaben, die der Tag für einen bereithält. Kaum schaut man jedoch wieder vom Bildschirm auf, ist bereits die halbe Staffel geschafft. Woran liegt das und kann es sein, dass man unbewusst dem Suchtpotential einer Serie erlegen ist, ohne dies zu merken?
Dem Charme und Unterhaltungsfaktor einer Serie zu erliegen, ist nicht schwer. Schließlich ist jede einzelne Folge gezielt so konzipiert, dass sie zum Weiterschauen animiert. Immerhin möchte man wissen, wie es weitergeht und kann das offene Ende einer Folge nicht einfach im Raum stehen lassen. Einem Cliffhanger kann schließlich niemand widerstehen. Dem Bedürfnis nachzugeben, direkt mit der nächsten Folge weiterzumachen, ist also an und für sich nicht verwunderlich. Doch problematisch kann es werden, wenn der Serienkonsum beginnt, als eine Art Zuflucht gesehen zu werden. Wer seine Serie schaut, muss sich schließlich nicht mit dem „echten“ Leben beschäftigen. Für ein paar Stunden lässt sich die Realität ausblenden und man kann eintauchen in das künstliche Serien-Universum.
Gut für den, der dies allein aufgrund des Unterhaltungsfaktors tut. Doch wer damit ein Gefühl der Einsamkeit versucht zu verdrängen und sich erhofft, negative Gefühle dauerhaft auszublenden, der verliert schnell jegliche Selbstkontrolle und kann seinen Konsum nicht mehr steuern. Das Schauen von Serien verschafft eine Art der Befriedigung, die vermeintlich nicht auf andere Weise erreicht werden kann. Man fühlt sich geborgen und blendet negative Gefühle aus. Hierfür ist man dann auch bereit, eigentlich wichtige Aufgaben die erledigt werden müssten, zu vernachlässigen. Umfragen einer Texanischen Universität haben ergeben, dass vor allem deprimierte und einsame Menschen stark gefährdet sind, keine Kontrolle mehr über ihren Serienkonsum zu haben.
Streaming-Portale wie Netflix oder Maxdome machen Serien rund um die Uhr zugänglich und sorgen praktisch immer für neuen Nachschub. Die nächste Serie ist hier nur einen Klick entfernt. „Binge Watching“, also der Massenkonsum von Serien, ist zu einem sozialen Phänomen geworden. Kommen neue Serien ins Programm, wird dies ausführlich in den sozialen Netzwerken angekündigt und beworben, so dass sich die Zuschauer darauf einstellen können. Und bereits durch diesen Hype auf den diversen Plattformen wie Twitter und Facebook, beginnt sich der Hype um eine Serie zu festigen – erst recht, wenn sie frisch aus den USA nach Deutschland herüberschwappt und man doch schon lange sehnlichst darauf gewartet hat.
Besonders gehypte Serien schaut man sich an, ob diese nun unbedingt den eigenen Geschmack treffen, oder nicht. Schließlich möchte man mitreden können, wenn online Diskussionen geführt werden.
Neben dem bereits erwähnten Prinzip des Cliffhangers, das dazu verleitet, sich direkt der nächsten Folge widmen zu müssen, sind es auch die angelegten Charaktere selbst, die zum Weiterschauen animieren. Man entwickelt automatisch Sympathien und Antipathien. Man wählt sich seinen Helden aus und seinen Antihelden. Mit manch einem Charakter erfolgt vielleicht sogar eine Identifizierung. Wie könnte man diesen Figuren also nun den Rücken zudrehen? Eine fesselnde Serie die einen bewegt und die intensive Gefühle auslöst, ist das beste Suchtmittel.
Serien können süchtig machen, ja. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man sich zwangsläufig dem Massenkonsum hingeben muss und stundenlang für die Außenwelt nicht mehr erreichbar ist. Serien können auch wunderbar dazu genutzt werden, mehr Struktur in den Alltag zu bringen. Wer sich beispielsweise jeden Tag nach Feierabend eine Folge seiner Lieblingsserie gönnt, der hat etwas, auf das er sich freuen kann und das ihm signalisiert: nun beginnt der entspannte Teil des Tages. Serien in einem wohl dosierten Maß zu schauen kann also auch zu einem liebgewonnenen Ritual werden.
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